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Die Brücke zueinander

Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind sehr empfindsam. Wenn wir nicht aufpassen und unsere Worte und Gefühle nicht kontrollieren, können die Beziehungen leicht in die Brüche gehen. Oft sind es Kleinigkeiten, die uns ausrasten lassen und dann ergibt ein Wort  das andere, hässliche Worte werden von beiden Seiten ausgesprochen, wir streiten aufs Heftigste und dann trennen wir uns. Zwischen uns herrscht Schweigen und keiner will den ersten Schritt tun, der zu dem anderen führen und eine Versöhnung mit sich bringen könnte. Ich möchte euch auch heute eine Geschichte erzählen, die uns zum Nachdenken und zu einem überlegenen Tun anregen sollte.

Es lebten einmal zwei Brüder als Nachbarn. 4o Jahren haben sie in Eintracht und Liebe nebeneinander gelebt und der eine hat dem anderen immer gerne und in Allem geholfen. Eines Tages aber wurde dieser Einklang zerstört. Alles hat mit einer unbedeutenden Unstimmigkeit begonnen. Aus ihr entstand ein böser Streit, grobe und verletzende Worte wurden ausgesprochen und dann folgten Wochen der Stille und des Schweigens. Sie wechselten kein Wort mehr miteinander.

Eines Morgens klopfte jemand an die Tür des älteren Bruders. Er machte auf und sah einen Tischler, der vor der Tür stand und ihn ansprach:

„Guten Morgen, ich suche Arbeit und wäre dir sehr dankbar, wenn es auf deinem Hof etwas für mich zu bewerkstelligen gäbe.“

„Ja“, sagte der ältere Bruder „ich weiß was du für mich tun könntest. Siehst du das Haus auf der anderen Seite des Baches? Dort lebt mein jüngerer Bruder. Vor einer Woche lag zwischen unseren Häusern eine Wiese, aber er hat etwa ab dem Fluss bis hier gegraben und jetzt fließt dort ein Bach. Das hat er aus Bosheit getan, um mich zu ärgern, aber ich werde mich schon rächen und es ihm zeigen… Siehst du jene Bäume neben den Ställen? Ich möchte, dass du aus ihnen vor dem Bach einen zwei Meter hohen Zaun machst.“

„Alles klar“, sagte der Tischler. „Gib mir Nägel und Bohrer und du wirst staunen wie gut ich das machen werde“.

Der ältere Bruder gab dem Tischler alles was dieser verlangte und machte sich auf den Weg in die Stadt, wo er etwas zu erledigen hatte.

Der Tischler arbeitete den ganzen Tag sehr fleißig und gegen Abend war sein Werk fertig. Gerade zu der Zeit kam auch der ältere Bruder aus der Stadt zurück und staunte nicht wenig als er sah was der Tischler gebaut hat: statt eines zwei Meter hohen Zauns, sah er eine wunderschöne Brücke die die beiden Seiten des Baches verband. Und er sah seinen jüngeren Bruder der mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu kam und sprach:

„Du bist wirklich ein wunderbarer Mensch, wenn du nach Allem was ich zu dir sagte und tat eine Brücke zwischen unseren Gütern bauen lässt.“

Die beide blieben eine Weile, jeder an seiner Seite der Brücke stehen, dann traten sie langsam und bedacht auf die Brücke. Als sie sich in der Mitte der Brücke trafen, umarmten sie sich herzlich. Als sie aus der Umarmung auseinander gingen merkte der ältere Bruder, dass der Tischler seine Sachen gepackt hatte und aufbrechen wollte.

„Hei, gehe nicht! Bleib einige Tage bei uns am Hof. Es gibt noch vieles hier was du tun könntest“!

„Sehr gerne“, sagte der Tischler „aber ich muss noch viele Brücken bauen.“

 

Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir auch unser Leben überdenken und wenn nötig einige Brücken bauen.

 

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